Zum Inhalt springen

Freiheit und Sicherheit beim Reisen: Wer Mut hat, hat Optionen

Amerika

Amerika

 

Wer reist wird nicht nur freier, sondern auch sicherer

 

Nichts ist grenzenlos, ausser vielleicht das Universum

Reisen wird oft mit grenzenloser Freiheit assoziiert. Zumindest habe ich das in vielen Reiseblogs gelesen. Diese reden meist davon, dass sie endlich ihre Tage selber gestalten können und nicht mehr unter der Knechtschaft eines eng strukturierten Alltags stehen. Aber ich bin ebenfalls viel gereist und weiss, so grenzenlos frei ist man unterwegs auch nicht.

Wir Menschen haben Bedürfnisse zu decken, egal wo wir sind. Auch beim Reisen hat man einen Alltag und dieser wird durch das Notwendige geregelt. Man muss auch unterwegs bekömmliches Essen und sauberes Wasser besorgen, mit anderen Menschen und mit sich selber klar kommen und ein sicheres Plätzchen zum Schlafen finden. Auf Reisen ist das manchmal sogar noch etwas schwieriger zu organisieren, aber man entwickelt dabei Fähigkeiten, die zu mehr Freiheit führen.

 

‘Freiheit’ ist ein grosses Wort

Freiheit ist ein Begriff, der wohl so ähnlich viele Interpretationen zulässt wie ‘Liebe’. Wer liebt wen auf welche Weise und in welcher Intensität ist ein häufig diskutiertes Thema Liebender, genauso wie die Frage nach, wer nimmt sich wieviel Freiheit und wieviel Spielraum bleibt für den andern übrig.

 

Asien.jpg

Asien

 

Respektvoll Freiheit leben

Freiheit, darf aber nicht ohne Rücksicht genossen werden. Wo das Ausleben des Einen die Freiheit eines Andern tangiert, müssen dessen Bedürfnisse mitberücksichtigt und respektiert werden, sonst kommt das einem Egotrip gleich. Wir sind schliesslich soziale Wesen. Die Freiheit des Einzelnen muss in einem sozialen Gefüge an der Grenze des Nächsten enden, dafür haben wir rechtsstaatliche und moralische Regeln geschaffen. Ausserdem macht es keinen Spass auf den Füssen von andern herumzutrampeln. Aber diese Regeln sind nicht auf alle Zeiten in Stein gemeisselt, man muss sie immer mal wieder neu verhandeln. Freiheit ist also Arbeit. Freiheit ist anstrengend. Freiheit ist niemals grenzenlos.

 

Europa

Europa

 

Freiraum fürs Reisen schaffen

Schaut man in Nachschlagewerken nach, dann stehen da so Definitionen wie, dass es sich bei der Freiheit, um einen Zustand von unabhängig, nicht gefangen sein oder nicht unterdrückt werden, handle.

Freiheit ist also die Möglichkeit zu haben sich aus einem Sortiment, unter Berücksichtigung anderer Bedürfnisse zwar, das Beste für sich zu wählen. Gerade in der westlichen Welt hatten wir noch nie so viele Freiheiten. Ich kann vieles in meinem Leben selber gestalten. Ich kann beispielsweise wählen, ob ich mir ein Haus, einen Ehemann, Kinder, Haustiere oder anderes zulege, das mich mehr oder weniger anbindet oder ob ich unabhängiger sein will. Für diese Wahlfreiheit bin ich sehr dankbar, denn sie ist keine Selbstverständlichkeit. Grosse Teile der Erdbevölkerung lebt in autoritären Regimen und mehr oder weniger starren kultur-gesellschaftlichen Strukturen.

 

Ist Reisen lebensgefährlich?

Angesichts der aktuellen traurigen Umstände, wo wieder mal gehäuft Reisende attackiert werden, stellt sich die Frage wie sicher ist Reisen eigentlich noch und wie verändern diese Ereignisse unser Reiseverhalten?

In den letzten Jahrzehnten konnten wir relativ frei wählen, wo wir hinreisen wollten. Wir hatten eine Palette von als sicher eingestuften Destinationen, aus welcher wir auslesen konnten. Nun scheint es aber, dass diese Auswahl ‘sicherer’ Orte durch die Bedrohungen des Terrorismus immer mehr schrumpft. Unser gewohntes Gefühl von Sicherheit bekommt mehr und mehr Risse. Ein Angriff kann überall und zu jeder Zeit passieren. Wir können also nicht mehr so sorglos unsere Freiheit geniessen. Aber sollen wir deshalb nicht mehr reisen?

 

Australien.jpg

Australien

 

Gefangen in der Angst

Die jüngsten Anschläge rufen wohl besonders diejenigen auf den Plan, die schon immer Reisen mit Gefahr assoziierten, die schon immer Angst hatten im Ausland unterwegs zu sein und lieber zuhause bleiben. Natürlich haben diese Menschen recht, man weiss nie was auf einen zukommt. Dies ist aber nicht erst seit den jüngsten Attacken auf Touristen so. Reisen hatte immer schon einen Faktor Ungewissheit. Aber macht das nicht gerade den Reiz des Reisens aus? Es ist natürlich immer eine Frage von wieviel Unsicherheit der Einzelne aushalten kann, wie gross seine Angst und sein Sicherheitsbedürfnis ist. Wer aber glaubt zu Hause bleiben sei sicher, der täuscht sich. Das Leben ist auch daheim ungewiss. Man weiss auch zu Hause nicht, was einen als nächstes widerfährt.

 

Urlaub in Afghanistan – wieso nicht?

Natürlich habe auch ich Ängste – viele sogar. Einigen habe ich mich sogar schon gestellt, aber längst nicht allen. Eine davon ist meine Angst Afghanistan zu bereisen, obwohl ich das gerne tun würde. Wieso Afghanistan? Wunderschöner wilder Hindukusch – wieso sollte ich nicht dahin wollen? Zudem habe ich 2004 bei meiner Arbeit als Sozialarbeiterin in einem Integrationshaus für anerkannte Flüchtlinge in Wien wirklich durchwegs positive Erfahrungen gemacht mit den Afghanen und Afghaninnen. Ich habe diese als sehr herzliche, bescheidene, dankbare und offene Menschen erlebt. Ich hatte mit Vätern zu tun, die sich engagiert dafür eingesetzt haben, dass sich ihre Töchter endlich bilden können. Ich habe Mädchen betreut, die wie Schwämme alle Lerninhalte, die sich ihnen anboten aufsaugten und junge fröhliche Männer, die mir gegenüber immer respektvoll auftraten. Ich habe in Wien auch eine Sonderausstellung über Afghanistan besucht, die mein Interesse noch mehr weckte. Also wieso fliege ich nicht dort hin? Vielleicht liegt es daran, dass ich eine Frau bin und dort nicht alleine auf die Strasse kann, weil man unter einer Burka wenig sieht, weil ich keine kugelsichere Weste besitze, weil das dort so das Gegenteil von Sicherheit und Freiheit ist, weil meine Angst und meine Vernunft mich davon abhalten. Schade eigentlich, wenn man sich ausmalt, was ich für wertvolle, stärkende, aufschlussreiche, überraschende Erfahrungen machen könnte. Umso grösser ist meine Bewunderung für den Journalisten Christoph Züricher, der es doch tatsächlich wagte nach Afghanistan in die Ferien zu gehen. Urlaub bei den Taliban – Ein Selbstversuch Beneidenswert, was dieser Mann doch für Bewegungsmöglichkeiten hat.

4.jpg

Afrika

 

Territorial und mental expandieren

So viel Mut wie Zürcher habe ich zwar nicht, aber trotzdem, wie ich in meinem Beitrag „Reisen – wozu?“ bereits erwähnt habe, versuche ich auf meinen Reisen meine Komfortzone kontinuierlich auszubauen. Mittlerweile habe ich auf allen Kontinenten Orte, an denen ich mich zu Hause, sicher und frei fühle. Und obwohl mein Aktionsradius sich stetig vergrössert, tut dies keinem weh. Irgendwann im Alter wird dieser sicher wieder kleiner – physisch zumindest – aber mental wächst er hoffentlich bis an den Rand des Universums.

 

Nachschlag

Was die aktuellen Anschläge betrifft, kann ich nur sagen, ich werde weiter auf Reisen gehen. Passieren kann mir überall etwas. Mein Leben werde ich fürs Reisen allerdings nicht aufs Spiel setzen, aber verbieten werde ich es mir auch nicht. Es muss nicht Afghanistan sein, aber die Freiheit zu reisen ist mir sehr wichtig. Diese Freiheit lass ich mir nicht verderben – niemals und von niemandem.

Alles Liebe Nadia

 

[Copyright © Nadia Sbilordo]

 

Meinungsfreiheit ist mir natürlich auch wichtig. Also schreib mir doch unten einen Kommentar.

 

Falls dir dieser Beitrag gefallen hat, würde ich mich freuen, wenn du ihn mit deinen Freunden teilst. Danke!

1 Antwort »

  1. Hallo Nadia
    wieder ein schöner Bericht von dir. Wenn der Hindukusch ja ein sehr schönes Gebiet ist, ich würde trotzdem nicht dahinfahren. Nadia, schon lange nicht mehr gesehen ?
    Freundlichen Gruss Albert

    Like

Hinterlasse einen Kommentar