Ich war schon dreimal in Truitjies Kraal und jedes Mal fühle ich mich dort ganz benommen. Ich weiss nicht, ist es die Schönheit, sind es die Schwingungen aus alter Zeit oder ist es die ausserordentliche Stille.
Die Truitjies Kraal ist ein Landstück wie aus einem Märchen – einem afrikanischen Märchen. Wenn man sich dem Gebiet nähert, auf rauem Schotter durch cederberg-typische Landschaft, türmen sich auf einmal ganz wundersame Felsformationen vor einem auf.
Truitjies Krall ist so fantastisch, dass es Grund genug ist einzig deswegen in die Cederberg Wilderness zu fahren.
Felsmalkunst
In den Truitjies Krall trifft man nicht nur auf grossartige Sportkletterei. Man kann dort, neben den durch Erosion entstandenen skurrilen Felsformationen, auch tausende Jahre alte Felsmalereien indigener Völker bewundern.
Bitte nicht anfassen! Diese Felsmalereien sollen 5000 Jahre alt und die beeindruckendsten der 2500 Felsmalereien der Cederberg sein. Die Felsenbilder zeigen Lebensgewohnheiten der San’s (oder auch Bushman genannt) und der Khoikhoi [ausgesprochen: kwekwe].
Das Bild links mit den drei Figuren zeigt sich in Trance tanzende Männer, wobei bei einem schon die geistige Verwandlung in ein Tier, die Theriomorphose stattgefunden hat.
Diese und viele weitere interessante Fakten erfährt man auf dem 1,5 Kilometer langen Lehrpfad. Auf diesem Rundgang kann man auf den verschiedenen Informationstafeln über Flora, Fauna, Geologie und Geschichte lesen.
Auf den Spuren von Leo und Co
Schau bei deinem Besuch auch auf den Boden, denn vielleicht entdeckst du Spuren von Tieren, wie beispielsweise einem Wüstenluchs, einem Erdwolf, einem Honigdachs, einem Stachelschwein, einem Erdferkel, einem Klipspringer, einem Dassies, einer Schlange oder gar einem Leoparden. Letzteres soll es in dieser Gegend einige geben, jedoch sind diese sehr scheu und zeigen sich daher selten. Was wir diesbezüglich in den Cederberg entdecken konnten, erfährst du in diesem Beitrag von mir: Rooiberg: Wie wir in die Klauen des afrikanischen Busches gerieten. Affenstarkes Leoparden-Land.
Klettern
Die Klettereien liegen etwas verstreut in den Truitjies Kraal. Sie sind an alleinstehenden und aneinandergereihten Sandstein-Blöcken und -Türmchen zu finden, von denen nur einzelne bis zu 27 Metern hochragen. Die meisten Klettereien sind also nicht gerade Himmelsleitern, eher kurz und daher nicht allzu ausdauernd. Ihre Schwierigkeit definiert sich daher meist eher durch technische Raffinesse.

Weasels Ripped my Flesh, 20/6b an der Give Away Wall
Laut Kletterführer Western Cape Rock von Tony Lourens gibt es in Truitjies Krall etwa 60 Routen in den Schwierigkeitsgraden 5a-8a+. Am besten bedient sind die Kletterer in der Reichweite des oberen 5. bis unteren 7. Grades. Die Truitjies Kraal Kletterei ist vielfältig in der Art und auch in der Steilheit. Die Routen sind gut abgesichert.

King Cobra, 24/7a am Snake Charmer Arête
Must-Do’s sind:
- King Cobra, 24/7a am Snake Charmer Arête
- Luna Llena, 16/5b am Can Can Alley
- Fynhoud, 19/6a+ am Can Can Alley
- Lucky Strike, 21/6b am Can Can Alley
- Weasels Ripped my Flesh, 20/6b an der Give Away Wall
- Forked Tongue, 23/6c+ am Rattler Buttress

Flint Hard, 22/6c an der Give Away Wall
Zugangs-Genehmigung
Die Truitjies Kraal ist ein geschützter Naturpark, daher braucht man für den Zutritt ein Permit und die Kombination des Zahlenschlosses für die Zufahrts-Abschrankung. Diese kann man beispielsweise im Oasis, auf der Nuwerust Farm oder an der Rezeption des Kromriviers Cederberg Parks erwerben.

Give the Dog a Bone, 19/6a am Hueco Punks Sector
Truitjies Kraal ist nur einen Katzensprung, beziehungsweise ein kurzer wüster Schotter-Ritt von diesen Farmen entfernt. Falls du eine Unterkunft suchst, wo du dich bekochen lassen kannst, gibt es in dieser Gegend der Cederberg einzig das Oasis. Lies dazu meinen Artikel: Oasis, Cederberg, Westkap, Südafrika: Boutique oder unique? Freie Sicht auf’s Universum

Forked Tongue, 23/6c+ am Rattler Buttress
Stiller als dein Atem
Truitjies Kraal ist ein unglaublich ruhiger Ort. Setzt man sich in dort auf einen Stein und versucht keine Geräusche zu machen, den Atem und das Herz anzuhalten, dann hört man nichts und ich meine wirklich rein gar nichts.
Das ist so krass! Einigen würde das wohl Angst machen. Ich finde das einfach nur wunderbar. Ich liebe solche Momente. Leider sind sie viel zu selten. Mir geben sie Energie. Nur in der Ruhe, wenn möglichst keine Reize auf mich einwirken, kann ich mich richtig erholen. Weshalb das so ist, kannst du in meinem Artikel Bist du auch hochsensitiv? Großstadt-Überlebens-Taktiken einer Präriewölfin erfahren.
Falls du aber nicht nach Südafrika reisen willst oder kannst, gibt es eine Alternative.
Denn, wem die Truitjies Kraal gefallen würde, mag bestimmt auch die City of Rocks in Idaho. Siehe dazu meine beiden Artikel.
Nadia