Affenstarkes Leoparden-Land
Südafrikanische Kletterer in freier Wildbahn zu treffen, ist fast so ein Glücksfall wie einen Leoparden zu sichten.
In der Gegend um den Rooiberg sollen drei Weibchen und ein Leoparden-Männchen leben, wurde uns gesagt. Ihre Schlaf- und Fressplätze haben wir schnell gefunden, aber menschliche Kletterer waren keine zu sehen.
In guter Gesellschaft mit Paviane
Dafür leisteten uns Baboons (Paviane) Gesellschaft, die in Südafrika recht verbreitet sind und von denen man sich lieber auf Distanz hält, auch wenn sie ganz putzige Babys haben.
Bei unserem etwa 45minütigen Aufstieg zu den Klettereien den Rooiberg Crags, sass schon ein ganzes Rudel oben am Einstieg und als wir näher kamen, hingen sie sich partout in unsere Kletter-Routen rein und führten uns ganz schön vor.
Mühelos sprangen sie die Felsen rauf, runter, hin und her, rasselten an den Standketten herum und verrichteten, nicht zu unserer Freude, hemmungslos ihre Notdurft über die Wand.
Als wir uns am Wandfuss in unsere Klettergurte zu schlüpfen begangen, zogen sie sich glücklicherweise zurück. Teilweise roch es affenstark aus den Routen und man musste aufpassen, wo man hin griff.
Nach dem Klettern und bevor wir uns über unser Essen hermachten, opferten wir etwas Trinkwasser, um unsere Hände zu waschen. Wertvolles Wasser, welches wir später am Tag reumütig vermissen werden.
Chillige Kletterei
Die neu eingerichteten Sportkletterrouten am Rooiberg sind sehr schön und eher gemütlich. Die Felsneigung ist senkrecht und man kann daher alles abstehen und die Bizeps schonen.
Es gibt dreizehn Einseillängen-Routen in den Graden 5a-6c+ und eine 6a-Mehrseillängen-Route, die direkt auf den Gipfel führt.
Bushwalk
Vom Roiberg-Klettergarten aus kann man in etwa 20 Minuten am Wandfuss des Felsbandes weiter entlanggehen und gelangt so auch easy auf den Rooiberg. Zum Gipfel muss man allerdings noch 5-10 Minuten weglos den Grat entlang wandern.
Statt den gleichen Weg zurück zur Nuwerust-Farm abzusteigen, wo man das Auto parkt und sich eine Bewilligung holen muss, weil sich der ganze Berg auf Privatland befindet, kann man eine Rundwanderung machen und auf der hinteren Seite des Rooibergs absteigen.
Nicht abkürzen!
Dazu muss man aber das weglose Stück am Grat zurück, auf den mit Steinmännchen markierten Wanderweg gehen und dann diesem folgen. Dieser Wanderweg macht einen weiten Bogen tief in den Busch hinaus und umgeht so mehrere Felsbänder. Geschätzte 3-5 Stunden später kommt man dann wieder zur Farm zurück, wenn man nicht vom Weg abkommt.
Wo ist der Weg?
Wir sind jedoch am Gipfel direkt in den Busch gestochen, weil meine drei männlichen Begleiter die fünf Minuten am Grat zurück zum markierten Wanderweg abkürzen wollten. Ich war skeptisch. Würden wir ihn wieder finden in dieser eintönig kargen Landschaft?
Wir fanden ihn nicht. Also sind wir einfach weglos weiter durch die Steinwüste gegangen und einem ausgetrockneten Flussbett gefolgt. Ein Fluss geht immer runtern, dachten wir.
In diesem Flussbett haben wir denn auch den ersten Katzenunterstand passiert – glücklicherweise war gerade niemand zu hause. Dort lagen allerdings grosse Knochen und ein Schädel drin. Es war ehrlich gesagt etwas gruselig.
Ich musste an den verloren gegangenen Kanadier denken. Aber dazu später.
Bald darauf sind wir über dem Abgrund eines langen Felsbandes zu stehen gekommen, dass sich in die entgegengesetzte Richtung zur Farm, weiter tief in den Busch zu ziehen schien. Und was war dahinter?
Da waren neue Berggipfel mit noch mehr Felsbändern. Ein endlos scheinende Steinwüste entfaltete sich vor uns mit noch mehr stachligen Büschen, die uns die Hosen zerreissen und blutende Kratzer besorgen würde.
Alles sah gleich aus. Es war nicht leicht sich zu orientieren. Also fingen die Männer an zu diskutieren, in welche Richtung wir gehen sollten. Umkehren wollten sie auf keinen Fall.
Ich war nicht begeistert. Zwar sind die drei Männer sehr erfahrene Alpinisten und sich gewohnt in weglosem und schwierigen Gelände sich zurecht zu finden. Ich jedoch nicht. „Aber das hier sind nicht die Alpen“, rief ich aus, „das hier ist Afrika!“ Sie beruhigten mich, dass wir 160 Meter Seile dabei hätten und nötigenfalls abseilen könnten.
Es herrschte brütende Hitze (36°C) und das Wasser ging uns allen langsam aus, was unangenehm war, weil wir nicht wussten, wie lange es noch dauern und ob wir im richtigen Talboden landen würden oder ob wir nochmals einen Gegenanstieg bewältigen mussten. Nachts möchte man ja schliesslich in dieser Gegend nicht mehr unterwegs sein, wenn die Katzen aktiv werden.
Verloren im Busch
Immerhin hatte mein Mann noch wage Erinnerungen von unserem Aufenthalt im April 2013 in dieser Gegend, wo er mitten in der Nacht mit Gerrit von unserer Unterkunft dem Oasis (siehe unten) und einem Bushman einen verlorengegangenen Gast aus Kanada suchten – jedoch nicht fanden. Wir sind damals am nächsten Tag abgereist und wussten all die Jahre nicht, wie die Geschichte ausging.
Dehydriert in die Nuwerust-Farm
Nach gefühlten sechs Stunden, es waren aber zu unserem Erstaunen nur dreieinhalb, standen wir schliesslich etwas überhitzt und sehr durstig vor dem Zaun der Nuwerust-Farm. Wir mussten nie abseilen, fanden immer wieder Stellen, wo man abklettern konnte und auch ein Gegenanstieg blieb uns glücklicherweise erspart. Den Wanderweg haben wir jedoch bis zum Schluss nicht gefunden und somit auch nicht das Zugangstor, so dass wir am Ende auch noch über den Zaun klettern mussten.
Wir waren sehr froh, dass Steve, der Farmbesitzer, seine Arbeit unterbrach, uns ein paar Getränke verkaufte und ein Schwätzchen mit uns hielt.
Wer übrigens auf der Nuwerust-Farm campiert, wo es etwa für 200 Personen Platz hat, braucht kein Permit für’s Klettern und Wandern zu bezahlen. Diese Bewilligung kostet übrigens etwa €2 pro Person.
Vom Busch verschlungen
So ein Permit hat eben den Vorteil, dass der Besitzer weiss wie viele Wanderer und Kletterer auf seinem riesigen Land unterwegs sind. Der oben erwähnte Kanadier wurde damals am nächsten Tag von einem Rettungs-Helikopter entdeckt und geborgen – glücklicherweise lebend. Er sei beim Eindunkeln vom Weg abgekommen, erzählte uns Gerrit des Oasis, was, und das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, wirklich nicht schwierig ist.
Nadia
Oasis
Heuer (März 2017) waren wir zum dritten Mal dort draussen in den Cederberg. Wir wohnen immer bei Gerrit und Chantal im Cederberg Oasis Backpackers, dem Nuwerust-Nachbar. Lies dazu meinen Artikel: Oasis, Cederberg, Westkap, Südafrika: Boutique oder unique? Freie Sicht auf’s Universum
Kletterführer: Western Cape Rock