
Krabben-Babybrei
Wie Ingenieur und Drei-Sternekoch Alvin Leung Jr aus traditionell Kantonesischem modern Extremes entwickelt

Apéro-Häppchen serviert auf einem GO Spielbrett. Ein Spiel mit dem ziemlich alle Chinesinnen und Chinesen aufwachsen.
Eins ist sicher, was Chef Leung in seinem Restaurant auftischt, ist extrem. Im Bo Innovation zu essen war ein echt verrücktes Abenteuer.
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Trockengeeister Ingwer-Tee
Teufelsküche
Alvin Leung Jr., der sich selbst als Dämon-Chef bezeichnet, will mit seinen Speisekunstwerken auch auf der emotionalen Ebene berühren. Dies schaffte er, indem er eine Geschichte erzählt. Gang für Gang oder besser Auftritt für Auftritt wird einem ein kulinarisches Theater vorgeführt. Mit einer enormen Vielfallt an unterschiedlichen Konsistenzen, Geschmacksexplosionen und visuellem Spektakel.

oben: Tiefseegarnele mit Sojasalz und eingemachter Melone – im unteren Gefäss: Umami-Nudeln mit aus einem Wok ausgekratzt angebrannte Krümelreste

Pat Chun, Tomate, Lam Kok
Peking Oper neu interpretiert
Im Bo Innovation kann man zwischen zwei Tasting-Menus wählen, bei denen allerdings viele Gänge dieselben sind. Es werden 12-14 Gänge serviert. Dazu kommen vor und nach dem eigentlichen Programm noch ein paar extra Grüsse aus der Küche.
Der in Kanada aufgewachsene Alvin Leung Jr., ist eigentlich Ingenieur. Kochen hat er sich selber beigebracht. Seine Art des Kreierens folgt den Methoden seines alten Berufs: Er zerpflückt die traditionell chinesische Küche in ihre Einzelteile, gibt Klänge der Neuzeit hinzu und komponiert daraus grossartig unkonventionelle Werke, welche er als Szenen seiner Hong Kong Story präsentiert.

Xialongbao
Die wohl faszinierendste Speise von Leung ist das völlig entartete Xiaolongbao. Normalerweise ist das eine im Körbchen gedämpfte Teigtasche mit einem Fleischbällchen und Brühe drin. Dieser Teufelskoch aber hat das traditionelle Gericht in seinem Molekular-Labor in eine gallertartige Kugel umgebaut. Nimmt man diese in den Mund und zerdrückt sie mit der Zunge nach oben am Gaumen, explodiert sie und spritzt genau die Geschmäcker einer Xialongbao heraus.

Flockiger vogelnestartiger Windbeutel mit Wachtel-Ei, Caviar und Gold

Schwarzer Zackenbarsch mit Lotus-Samen-Püree

Spanferkel mit Ananas und Sauternes-Sauce
Hat’s geschmeckt?
Ziel des ambitionierten Kochs ist es die Erwartungen der Gäste zu übertreffen. In punkto Geschmack, sollen sie sagen: „Das war das Beste, das ich jemals gegessen habe“.
Mir haben nicht alle Gänge gemundet, aber das hat rein gar nichts mit den Fähigkeiten von Leung zu tun, sondern mit meinem gespaltenen Verhältnis zur chinesischen Küche, wie ich ja bereits in meinem Artikel Die Nordost-Ecke der Chinesischen Republik auf Taiwan: China Light oder schon richtig? Was hilft gegen Kulturschock? geschildert habe. Mein Mann hingegen war hellauf begeistert.

Nach der Nachspeise Grüsschen aus der Küche: Schoko-Truffle, Sesam-Röllchen, Birnen-Wackelpudding, gesalzenes Walnuss-Enten-Eigelb-Plätzchen, Rosen-Erdbeer-Reis-Klösschen, Osmanthus-Duftblüten-Popcorn, gedämpfter Rote-Datteln-Schwamm-Kuchen
Lokales Lokal
Das Bo Innovation ist im 2016 an seinen neuen Standort umgezogen. Es befindet sich nun ganz lokal im hypen Stadtviertel Wan Chai an der Ship Street auf Hongkong Island. Vor und nach dem Restaurantbesuch kann man also gleich ums Eck in coolen Bars abhängen.
Das neue Lokal hat leider keinen Tresen mehr, wo man den Köchen beim Zubereiten über die Schulter schauen kann, aber immerhin sieht man sie noch im Hauptteil des Restaurants. Unser Tisch war leider in einem kleinen, aber dafür ruhigen Nebenraum. Wer also die Köche sehen will, sollte dies bei der Reservation unbedingt vermerken.
Auch wenn mir nicht alles geschmeckt hat, gefiel mir der Abend im Bo Innovation sehr gut. Alle meine Sinne wurden immer wieder aufs Neue überrascht und herausgefordert.
Warst du schon mal im Bo Innovation? Wie hat dir dieses Ess-Abenteuer gefallen?
Nadia
Wieso ich über gewisse Restaurants und Köche hier auf Global Travel Art berichte, erfährst du in meinem Artikel: Spitzengastronomie: Gute Köche sind Künstler und sollten entsprechend gewürdigt werden. Spitzenköche machen Kunst aus Lebensmittel.