
New York City
Großstadt-Überlebens-Taktiken einer Präriewölfin
Fühlst du dich in grossen urbanen Gefilden auch immer etwas unbehaglich? Bekommst du dort auch innert weniger Stunden Kopfschmerzen oder dir wird gar schwindlig? Dann geht es dir wie mir, dann bist du vielleicht auch hochsensibel.
Du hast noch nie davon gehört?
Ich habe auch erst vor ein paar Jahren erfahren, was es mit diesem Hochsensitiv auf sich hat. Hochsensible Menschen sind Menschen, die Reize von aussen und innen schlecht bis gar nicht filtern können. Man geht davon aus, dass etwa 10-15% der Menschheit hochsensitiv ist.
Wie sind diese hochsensitiven Menschen?
Es gibt ganz unterschiedliche Hochsensible, aber allen gemein ist, dass sie Reizen aus der Umwelt oder Innenwelt sehr viel intensiver ausgesetzt sind. Einige nehmen Gerüche sehr stark wahr, andere akustische oder optische Reize und wieder andere kleinste Veränderungen der Umwelt. Die meisten aber sind wohl für mehrere Sinnesreize hochempfindsam. Diese Reize können in einer Intensität auf diese Menschen einwirken, dass es sie total überwältigt und gar ihr Nervensystem völlig überlastet.
Welche Vorteile und Nachteile hat Hochsensibilität?
Ein Vorteil ist, dass Hochsensitive, weil sie wenig ausfiltern können, innert kürzester Zeit sehr viel mehr Infos aufnehmen und verarbeiten und so eine Situation schneller einschätzen können. Der Nachteil ist, sie können das nicht all zu lange, ihr System ist folglich schneller überladen als das von nicht-hochsensiblen.
Hochsensible Menschen sind die Spürhunde unserer Gesellschaft. Sie können nicht nur Gefahren, sondern auch Trends sehr viel früher erkennen. Für den wirtschaftlichen Erfolg ist es daher hilfreich einen Hochsensiblen im Betrieb zu haben.

Hong Kong
Präriewölfinnen gehören nicht in die Stadt
Ich habe glücklicherweise nicht so eine gute Nase wie ein Spürhund, das zum Glück nicht auch noch! Meine Hochsensibilität ist eher eine empathische und atmosphärische. Ich bin eine Wetterantenne und spüre die kleinsten Veränderungen in der Luft. Tiefdruck-Wetterlagen spüre ich Stunden voraus. Für eine Präriewölfin, beziehungsweise Naturliebhaberin ist dies ein grosser Vorteil. Ich kann mich so immer rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Was die empathische Hochsensitivität betrifft, erlebe ich das eher als Belastung. Ich bekomme für meinen Geschmack an manchen Tagen zu viel mit, wie es meinen Mitmenschen geht. Das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb ich Sozialarbeiterin geworden bin und auch der Grund, weshalb ich mit diesem Beruf schon nach wenigen Jahren wieder abgeschlossen habe. Und es ist wohl der Grund, weshalb meine Batterie in Grossstädten oder bei anderen Menschenansammlungen innert kürzester Zeit entlädt.

Milano
Menschen sind anstrengend, aber inspirierend
Also, ich weiss das Städte eigentlich nichts für mich sind. Am glücklichsten und ausgeglichensten bin ich in der Prärie, im Wald oder an einer einsamen Küste. Es gibt eigentlich genug Orte auf diesem Planeten, die für mich geeignet sind und trotzdem besuche ich gern auch mal eine grössere Stadt. Der Grund ist, Menschen inspirieren mich, besonders die kreativen und im Speziellen Spitzenköchinnen und Architekten, aber auch Musikerinnen und Innendekorateure und Möbel-Designerinnen und gelegentlich auch andere Kunstschaffende.

Atera N.Y.C.
Meine fünf Überlebens-Taktiken
Ich habe weltweit mehr als fünfzig Millionenstädte, Großstädte und Hauptstädte besucht, abgeschritten und angeschaut. Ich habe gar über zwei Jahre in Wien mit 1,8 Millionen Menschen zusammen auf recht engem Raum zusammengelebt und überlebt. Ich wurde zwar viel inspiriert, aber ich habe auch viel gelitten, Kopfschmerzen, Erschöpfungen und Panikattacken. Aber mit den Jahren habe ich für mich einen Weg gefunden, trotz meiner empathischen Hochsensitivität Großstädte zu besuchen und auch zu geniessen.

Melbourne
Methode 1: Die richtige Hotelwahl
Als Vielreisende verbringe ich sehr viel Lebenszeit in Hotels. Unterwegs in Städten sind sie mein zu Hause. Daher muss dieses temporäre Daheim sorgfältig ausgewählt werden. Lies dazu auch meinen Beitrag Hotel: Warum ist die richtige Wahl essenziell für deine Reisen?
Also, das Zimmer und die Einrichtung muss meinem Geschmack entsprechen. Das Zimmer sollte gemütlich und gross genug sein, damit man sich darin auch mehrere Stunden aufhalten und arbeiten kann.
Sehr wichtig ist, dass das Zimmer ruhig ist. 1. Es darf sich nicht neben der Eis-Maschine befinden und 2. auch nicht neben dem Lift. 3. Es geht gar nicht, wenn es mit einer Verbindungstür an ein anderes Zimmer grenzt oder 4. die Hotellüftung sich gerade neben oder über dem Zimmer befindet. Trifft einer dieser Punkte zu, stehe ich eine Minute später wieder an der Rezeption.
Trotzdem sollte das Hotel zentral gelegen sein, da wo sich das Leben abspielt, so dass ich mich zwischen den Aktivitäten schnell mal zurückziehen kann. Schön ist auch, wenn das Hotel ein gutes Restaurant, eine funky Bar und eine gemütliche Lobby hat, wo man verweilen und entspannen kann.

Istanbul
Methode 2: Weniger ist mehr
Ich nehme mir nicht zu viel vor. Mehr als ein Museum, ein Tempel und zwei Stunden Shopping am Tag kann mein System nicht verarbeiten. Lieber besuche ich die Stadt ein anderes Mal wieder und wenn nicht, ist es auch egal. Ich kann mittlerweile gut loslassen und denken, man kann nicht alles auf dieser Welt sehen.

Singapur
Methode 3: Rückzug
Mehrmals am Tag ziehe ich mich in mein Hotel oder in einen Park zurück, um in reizarmer Umgebung, das Gesehene oder Erlebte zu verarbeiten. Ich kann nicht acht Stunden am Tag in einer Stadt unterwegs sein, ansonsten fehlt mir die Energie für das Beste am Tag: Das Dinner bei der Spitzenköchin oder zumindest bei einem spitzenmässigen Koch, was für mich mittlerweile die Hauptmotivation ist mich überhaupt in einer grossen Stadt aufzuhalten. Vielleicht habe ich einen sehr sensiblen Geschmackssinn, denn gute Küche berührt mich. Lies dazu meinen Artikel : Spitzengastronomie: Gute Köche sind Künstler und sollten entsprechend gewürdigt werden.

Brisbane
Methode 4: Sport
Sehr bewährt hat sich auch immer bei einem Stadtbesuch etwas Sport zu treiben, es hilft mir nicht nur meine Batterien wieder aufzuladen, sondern auch das Jetlag schneller zu überwinden, besonders, wenn man sich draussen am Tageslicht bewegt. Jogger haben es da gut, sie können bei der Ausübung ihres Hobbies gleich die Stadt erkunden.
Mein Mann und ich nehmen auf fast alle Reisen die Kletter- oder Bouldersachen mit. Klettern und/oder bouldern ist in vielen Städten möglich, bei einigen sogar draussen. Das Gute am Klettern und Bouldern ist, man lernt meist Einheimische kennen.

Sydney
Methode 5: Die Massen meiden
Um nicht die volle Ballung menschlicher Stimmungen aller Art abzukriegen, ist eine meiner Taktiken, azyklisch zu den Massen unterwegs zu sein. Wenn man beispielsweise in Amerika von Europa herkommend dieses Jetlag hat, wo man morgens um fünf Uhr schon total munter ist, sollte man dies nutzen und losziehen. Früh am Morgen ist es sogar in grossen Ballungszentren ruhig, man hat die Strassen fast für sich, nur gelegentlich trifft man mal eine Joggerin oder einen Obdachlosen.
Oder eine andere gute Idee ist es, die Städte im Winter oder während des Monsuns zu besuchen.
Nachts sind Städte natürlich auch wunderschön. In vielen Städten sind nächtliche Streifzüge allerdings gar nicht empfehlenswert. Und es gibt auch Städte wie beispielsweise Durban, da sollte man nicht mal tagsüber spazieren gehen und schon gar nicht wenn man nicht über einen hochsensiblen Südafrikagefahreneinschätzungssinn verfügt. Hochsensible entwickeln den natürlich etwas schneller, läuft aber auch Gefahr, das Gefühl zu haben, dass hinter jeder Ecke das Böse lauert.

Durban
Ob Hochsensible oder nicht, welche Taktiken hast du, um deine Städtebesuche zu einem entspannten Aufenthalt zu machen? Deine Meinung interessiert mich. Schreib doch unten einen Kommentar.
Nadia
Wenn du mehr zum Thema Hochsensibilität erfahren möchtest, kann ich dir folgende Bücher empfehlen:
- Elaine N. Aron: Sind sie Hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen
- Brigit Trappmann-Korr: Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal. Leben zwischen Hochbegabung und Reizüberflutung
Falls du Freunde hast, die dieses Thema interessieren könnte, dann teile diesen Beitrag doch mit ihnen. Teilen ist cool.
Hallo Nadia
so viele grosse Städte hast du als Präriewölfin besucht. Wie soll den das gehen.
Jetzt weiss ich dass ich eine Wetterantenne neben mir habe. Ich kann dich dann bei Bedarf
über das Wetter ausfragen.
Nächste Woche mache ich einen Ausflug nach Genua, San Remo, Rapallo, Portofino. Kannst du mit deiner Antenne schönes Wetter bestellen.
Freundlichen Gruss
Albert
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Liebe Nadia,
Mir geht es da sehr ähnlich wie dir! Auf meiner letzten Reise nach Hongkong habe ich auch darauf geachtet zentral in einem Hotel zu wohnen, in dem man sich wohl fühlen kann!
Als Studentin ist das finanziell natürlich nicht ganz einfach, aber in einem miselsüchtigen kleinen Zimmer vielleicht sogar Hostel mit noch einigen anderen Menschen zu übernachten bedeutet für mich einfach Stress!
Ich brauche viel Zeit und Ruhe zum Nachdenken und Verarbeiten der Erlebnisse während des Reisens.
Ich trage stets mein Reisetagebuch mit und wenn ich z.B in einem Park, oder wie in Hongkong in einem Buddhistischen Tempel, eine gemütliche Bank finde, verweile ich dort gerne länger und schreibe! So kann ich mich erholen, dass ist sehr wichtig für mich!
Zentral Wohnen und zwischendurch wieder ins Hotel zurückkommen ist mir auch sehr wichtig. In Hongkong hatte ich noch dazu das Glück nur 8 Minuten vom Hong Kong Park entfernt zu wohnen, dass war wirklich ein großer Wohlfühlfaktor!
Perfekt sind auch Ausflüge ins Umland der Großstädte und Sport in der Natur ist immer eine herzlich willkommene Abwechslung!
Viele liebe Grüße aus Wien Christina
PS: Wenn du mal in der Gegend bist lass von dir höhren!
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Liebe Christina
Vielen Dank für deine Worte. Ja, genauso wie du es beschrieben hast, mache ich das auch in Städten.
Ja, ich will unbedingt wieder mal nach Wien kommen. Wir haben noch nichts geplant oder gebucht. Ich würde gern möglichst im Hochsommer kommen, wenn Wien so richtig kocht. Und dann will ich einen Tag zum Peilstein zum Klettern und Heurigen rausfahren und einen Nachmittag in meinem Lieblingsbad dem Karpfenwaldlbad im Pool plantschen, wo man diesen unschlagbaren Blick über Wien hat. Ich werde dir auf jeden Fall Bescheid geben, vielleicht magst du ja mitkommen. Das wär schön.
Alles Liebe Nadia
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