Schlafen in der Munitionskammer und Sonnenbaden auf der Kanonenabschussrampe
Das Portal
Als uns der Pförtner des Cap Rocats das grosse eiserne Tor öffnete, gab er uns nicht nur Einlass in ein Hotel, sondern machte uns den Weg frei in einen anderen Mikrokosmos.
Freundlich wies uns der Wächter an, bergab einer schaurig mit Fackeln beleuchteten Strasse zu folgen. Diese war metertief ins Erdreich eingefrässt. Je tiefer wir reinfuhren, desto höher wurden die Erdwalle zu beiden Seiten. Aufgeregt und neugierig, wo uns diese Furche hinbringen würde, fuhren wir achtsam weiter. Dann erschien auf einmal aus der Dunkelheit eine ganz in weiss gekleidete Gestalt. Ein Gespenst? – Nein, es war nur ein junger Mann. Dieser grüsste freundlich und geleitete uns zu Fuss über eine kleine Brücke, dank dieser wir einen beeindruckend tiefen Wassergraben überwanden. Dahinter war ein Tor in einer dicken Mauer, welche mit ihren viereckigen Zacken an der oberen Kante der Bastion das Antlitz eines Kastells verlieh. Der junge Mann eskortierte uns weiter durch das finstere Tor in der Mauer und somit durch das Portal und hinein in die geheime Welt des Cap Rocats.
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Im Schutz der Natur
Das 5-Sterne-Boutique-Hotel Cap Rocat liegt etwa 15 Minuten vom Flughafen und ungefähr 20 Minuten von Palma de Mallorca entfernt, in der südlichen Kurve der Bucht von Palma in Cala Blava. Das Cap Rocat ist auf der Landseite abgeschirmt durch ein Naturschutzgebiet beachtlicher Grösse und auf der Meerseite geschützt durch mehrere Kilometer zerklüfteter Küste mit klarem türkisen Wasser.
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Schlichte Ästhetik statt Prunk
Das Cap Rocat ist in einer militärischen Festung aus dem 19. Jahrhundert angelegt. Es wurde von dem renommierten und für solcher Art Umbauten bekannten Architekt Antonio Obrador sorgfältig und aufwändig, unter Berücksichtigung der Denkmalschutz- und Naturschutzgebiets-Auflagen, renoviert. Der Grundgedanke war aus diesem kulturellen Erbe Mallorcas ein Luxushotel zu gestalten, das nicht durch Protz, sondern durch einfache Formen und Farben, sowie durch das besondere Erlebnis besticht. Die Umsetzung dieser Idee ist vollends gelungen. Wer luxuriösen Schnickschnack sucht, ist hier fehl am Platz.
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Erdverbunden
Die ehemalige Garnison und das heutige Hotel Cap Rocat ist von der Land- und von der Meerseite fast total unsichtbar. Der Grund dafür ist, dass die Plätze, die Gassen, die Gebäude und die rund 30 Gästeunterkünfte einige Meter in das Erdreich eingelassen sind, also alles eigentlich ein riesiger Schützengraben ist. Wunderschöne mit honigfarbenem Sandstein ausgekleideten Gräben allerdings.
Dieser Beitrag ist nicht gesponsert.
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Gästesuiten
Wir haben zweimal die Kategorie Cap Rocat gewählt. Diese Suiten befinden sich in den Aussenmauern, in den historischen Kasematten des Forts entlang der Klippen. (Eine Kasematte ist eine durch hohe Mauerstärke gegen feindlichen Beschuss geschütztes Gewölbe in einer Festung.)
Der private Gästebereich dieser Suiten erstreckt sich über mehrere Ebenen: einem Innenraum, einen Innenhof, einer Sonnenterrasse und der wohl einstigen Geschützstellung, wo heute ein überdecktes Bett mit Sicht aufs Meer und Palma steht. Die Suiten sind sehr schlicht im mallorquinischen Stil eingerichtet. Aussicht hat man im Zimmer logischerweise wenig, halt nur gerade bis auf seinen Innenhof.
Es sind sicher nicht leicht zugängliche Suiten. Man muss sich mit dieser Umgebung arrangieren. Wir waren zweimal im Frühling dort und es war recht kühl in den Zimmern, was wohl ein Vorteil sein könnte im Hochsommer. Die erste Kasematte, die wir hatten, war noch eine Stufe tiefer angelegt als der Eingangsbereich, also halb unterirdisch zum Innenhof. Das hat mir nicht so gefallen, weil es wie in einem Keller roch. Die zweite Kasematte auf Eingangsebene, die wir heuer im Mai 2016 bewohnt haben (das habe wir so verlangt bei der Buchung), hatte dieses Problem kaum mehr und war auch viel heller.
Es gibt andere interessante Suiten-Kategorien mit eigenem Pool, wo der Schlaf- und Wohnbereich teilweise ganz in die Felsen reingegraben sind, siehe beispielsweise die drei brandneuen Wächter-Suiten. Die sehen wirklich fantastisch aus.
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Frühstück aus dem Körbchen
Das Frühstück wird einem à la carte und zur gewünschten Zeit in Deckelkörben ins Zimmer geliefert. Dieses kann man dann je nach Lust und Temperatur drinnen, im Innenhof oder auf der Terrasse auftischen lassen.
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Speisen mit Wind im Haar
Der Sea Club ist ein wunderschön auf Klippen-Terrassen gelegenes Restaurant, aber es gibt auch ein paar Tische im Innenbereich.
Hier wird Mittag- und Abendessen serviert. Der Fokus ist auf eher einfacheren Speisen wie beispielsweise Grilliertes mit Salat und Gemüse.
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Gourmet in der Offizierskantine
Das Restaurant Fortaleza findet man im Hauptgebäude in den wunderschönen hohen Räumlichkeiten des ehemaligen Offiziers-Casinos hinter schweren Glastüren, die man mithilfe von Kanonengeschosstürfallen öffnet. Das Fortaleza (spanisch für Festung) ist das formellere Restaurant. Es ist nur an fünf Abenden in der Woche geöffnet. Es gibt zwei fantastische Mehrgang-Gourmet-Menus, die man mit oder ohne Weinbegleitung erleben kann. Das Weinangebot im Cap Rocat ist übrigens ausgezeichnet.
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Gediegene Kost vom Truppenführer
In dieser Küche führt der talentierte Chefkoch Victor García gekonnt seine Truppen zu Höchstleistungen an, welche, meiner Meinung nach, ein paar Hauben, Sterne oder viele Punkte verdient hätte.
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Mallorquinische Klassiker freestyle
Chef García orientiert sich an traditionell mallorquinischen Gerichte, die er aber frei interpretiert und kreiert. Die Gerichte sind nicht unbedingt optisch wiederzuerkennen, sollen aber im Gaumen möglichst dem Original entsprechen. So ähnlich wie Chef Sahajdák dies auch tut. Siehe dazu meinen Beitrag: Prag: Das La Degustation ist der Ort, wo Sternekoch Oldřich Sahajdák einem traditionell-tschechische Kost zeitgenössisch erleben lässt
Beispielsweise das Spanferkel mit Fisch, das porcella amb anfós, (siehe oben) setzt Chefkoch Victor García im Fortaleza anders zusammen. Traditionell wird der Fisch in das Spanferkel (siehe dieses YouTube Video) gelegt, aber García bereitet die beiden Komponenten separat zu und legt sie in die knusprig ausgebratene Haut des jeweils anderen.
Oder die typisch mallorquinischen Teigtaschen, die espinagada aus Spinat oder Mangold und Aal, kombiniert Victor García frech mit Ente. Er arbeitet diese Zutaten jedoch nicht in Teigtaschen ein, sondern richtet die verschiedenen Stücke auf einen Teller umrundet von einem Teigring und auf dem Ring selbst an.
Und die sopas mallorquinas de matanza, der traditonelle Gemüse-Brot-Eintopf, sieht bei García aus wie auf dem Foto oben.
Wenn du mehr über die Sopas wissen möchtest, lies doch diesen guten Blogbeitrag der Köchin Caroline Fabian, die das Privat Cooking Mallorca betreibt. Übrigens ein interessanter Service für Leute, die sich in ihrer Finca oder auf ihrer Yacht lecker bekochen lassen wollen. Ob sie gut kocht, weiss ich nicht, ich konnte sie nicht ausprobieren, denn ich habe leider weder eine Finca noch eine Yacht.
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Bar
Vor oder nach dem Abendbrot noch einen Drink gefälligst – drinnen oder draussen an der Hotelbar?
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Tag und Nacht
Aber im Cap Rocat wird nicht nur gegessen, hier gibt es auch noch anderes zu tun. Wir sind tagsüber immer kletternd an irgendwelchen Felswänden zu finden.
Wer aber lieber den ganzen Tag im Cap Rocat bleibt, hat folgende Möglichkeiten von denen ich übrigens keine einzige je ausprobiert habe, weil ich, wie oben erwähnt, mit klettern beschäftigt bin.
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Die Aktiven
Für die Sportlichen gibt’s im Cap Rocat einen eigenen Tennisplatz, Morgen-Yoga-Klassen, geführte Joggingtouren und Fahrräder, mit denen man die Gegend erkunden kann. Ausserdem ist das Gelände genug gross, dass man sich spazierend verweilen kann. Oder wie wäre’s mit schnorcheln?
Wer ein Anliegen hat oder Hilfe braucht bei der Tages-, Sport- und Ausflugsgestaltung, der wendet sich einfach an das sehr kompetente Personal. Um die Bilanz auszugleichen, gehören zu einem ausgewogenen Urlaub natürlich auch:
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Die Passiven
Der entkräftete Gast kann das Dolcefarniente mit einem Drink am Infinity-Pool zelebrieren, am künstlichen Sandsträndlein meditieren oder sich bei einer Massage verwöhnen lassen. Und wenn ihm der Weg von der Suite zur Spa, zum Restaurant, zu seinem Wagen oder zum Hotelshop zu anstrengend ist, darf sich ohne Weiteres mit einem der Golfcarts herumkutschieren lassen, von denen es reichliche gibt.
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Service
Die Angestellten, in weisse und schwarze kragenlose indische Kurta-Tunika und Hosen aus Leine gekleidet, sind sehr zuvorkommend, aber total unaufdringlich. Es wird einem nicht ständig über die Schultern geschaut, man kann seinen Aufenthalt also wirklich geniessen.
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Vor feindlichen Kräften geschützt im Graben
Nur gerade fünfzehn Minuten vom Cap Rocat an einem bekannten Strand geht es Tag und Nacht voll ab. Das Schlachtfeld befindet sich heutzutage dort. Davon bekommt man im Cap Rocat glücklicherweise kaum was mit, abgesehen von den Partyschiffen, die gelegentlich vorbeisegeln. Hinter diesen dicken Mauern und tiefen Schützengräben ist man fast absolut sicher vor jeglicher Art feindlicher Streit- und Partykräfte, also nicht nur vor Seeräubern, Ausserirdischen, sondern auch vor diesen Ballermännern und Knallerfrauen.
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Wilde Abgeschiedenheit
Im Hotel Cap Rocat wird seit vielen Jahren nicht mehr herumgeballert, es ist heute ein Ort der Stille und des absoluten Friedens. Im Hotel Cap Rocat ist es so ruhig und es gibt so viel Natur rundherum, dass es sich tatsächlich anfühlt, als würde man sich in total abgeschiedener Wildnis befinden. Besonders nachts verwandelt sich die Bastion mit seiner warmen und sparsamen Beleuchtung, seinen Palmen- und Zypressen-Silhouetten und gezackten Mauern in einen zauberhaften Ort.
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Ausklang
Nichts ist schöner, als nach einem guten Mahl, einem schönen Wein und dem Spaziergang zurück in seine Gemächer mit dem bereit gestellten Zimt-Minze-, Jasmin-Orangenschalen- oder Thymian-Limetten-Tee auf der Liege der obersten Terrassenebene den Abend ausklingen zu lassen, das Glitzern der Sterne und der Lichter von Palma zu betrachten und zu spüren, wie die laue Meeresbrise über einen streicht.
Klingt das kitschig? – Ja? – Aber es ist wahr. Es ist genauso.
Falls du noch mehr Bilder anschauen möchtest, kannst du dir noch dieses tolle Video eines Gastes zu Gemüte führen.
Alles Liebe Nadia
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